Laut dem Robert Koch-Institut sind allein in Deutschland rund fünf Millionen Menschen von Arthrose betroffen. Viele von ihnen stellen sich die Frage, wie sich die Erkrankung auf ihre Lebenserwartung auswirkt. Zwar ist Arthrose selten direkt lebensbedrohlich, sie kann jedoch das Leben in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen. Schmerzen, Steifheit und eingeschränkte Beweglichkeit sind typische Symptome, die den Alltag von Betroffenen erheblich erschweren können. In diesem Artikel erfahren Sie, wie es möglich ist, trotz Arthrose ein hohes Alter zu erreichen, und welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Arthrose ist keine reine Alterserkrankung und kann bereits vor dem 40. Lebensjahr auftreten.
- Bei einer frühzeitigen Behandlung und gesunder Lebensweise ist trotz Arthrose ein hohes Lebensalter möglich.
- Betroffene haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Schmerzmittel wie Diclofenac und Ibuprofen können insbesondere bei älteren Menschen gefährliche Nebenwirkungen haben.
- Bei schweren Einschränkungen durch Arthrose kann eine Frührente erforderlich werden, wobei umfangreiche ärztliche Gutachten und frühzeitige Arbeitsplatzanpassungen notwendig sind.
Ab welchem Alter kann man Arthrose bekommen?
Bei der Frage „Ab wann kann man Arthrose bekommen?“ sollte man also bedenken, dass Arthrose keine reine Alterserscheinung ist. Arthrose entsteht, wenn sich der schützende Knorpel in den Gelenken nach und nach abbaut. Dadurch reiben die Knochen zunehmend aufeinander, was zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit führt. Zwar ist das Risiko für Arthrose mit zunehmendem Alter am höchsten, doch auch deutlich jüngere Menschen können betroffen sein.
Der natürliche Alterungsprozess spielt eine Rolle, da die Fähigkeit des Körpers, Knorpel zu regenerieren, mit den Jahren abnimmt. Gleichzeitig verändert sich die Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit, wodurch die „Gleitfähigkeit“ verringert wird. Auch altersbedingte hormonelle Veränderungen, wie sie beispielsweise in den Wechseljahren auftreten, können die Knorpelversorgung verschlechtern.
Die häufigste Form ist die sogenannte Altersarthrose, die typischerweise ab dem 50. Lebensjahr auftritt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie kann sie sich jedoch auch schon vor dem 40. Lebensjahr bemerkbar machen, insbesondere bei Menschen mit Risikofaktoren wie Übergewicht, Gelenkfehlstellungen, früheren Sportverletzungen oder starker körperlicher Belastung im Beruf.
Kann man mit Arthrose alt werden?
Arthrose selbst gilt nicht als lebensverkürzende Erkrankung. Die Lebenserwartung hängt vielmehr von individuellen Faktoren wie dem allgemeinen Gesundheitszustand, Begleiterkrankungen und dem Lebensstil ab. Allerdings zeigen Studien, dass Arthrose mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sein kann.
So ergab eine epidemiologische Untersuchung aus Schweden mit knapp 470.000 Teilnehmenden, dass Kniearthrose das Risiko eines kardiovaskulär bedingten Todes um etwa 20 Prozent erhöht. Bei Hüftarthrose liegt dieser Wert bei rund 13 Prozent. Die Ursachen dafür liegen vor allem in Bewegungsmangel, der langfristigen Einnahme von Schmerzmitteln und der psychischen Belastung, die mit der Erkrankung einhergehen kann.
Dennoch gibt es viele Menschen, die mit Arthrose alt werden und ein normales Leben führen können, wenn die Krankheit frühzeitig von einem Facharzt erkannt und behandelt wird. Eine gesunde Ernährung und gelenkschonende Sportarten können dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten.
Lebenserwartung bei Arthrose: Risiken bei der Einnahme von Schmerzmitteln
Viele Menschen mit Arthrose greifen regelmäßig zu Schmerzmitteln wie Diclofenac oder Ibuprofen, um ihre Beschwerden im Alltag zu lindern. Diese Medikamente gehören zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und sind zwar wirksam, bergen bei langfristiger Einnahme jedoch erhebliche Gesundheitsrisiken.
Langzeitstudien zeigen, dass NSAR das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlichen Herztod signifikant erhöhen können. So ergab beispielsweise eine umfassende dänische Kohortenstudie (BMJ, 2018), dass Diclofenac selbst bei niedriger Dosierung mit einem um bis zu 50 Prozent erhöhten Risiko für Herztod, Vorhofflimmern und Schlaganfall verbunden ist. Die Einnahme solcher Medikamente über längere Zeit hinweg kann die Lebenserwartung indirekt senken.
Zusätzlich steigt bei älteren Menschen das Risiko für schwere Magen-Darm-Blutungen und akutes Nierenversagen. Um Magenprobleme zu verhindern, werden häufig Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol) verschrieben. Diese stehen jedoch im Verdacht, bei längerer Einnahme die Knochendichte zu verringern und das Frakturrisiko zu erhöhen. Dies kann bei älteren Betroffenen zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen.
Aus diesen Gründen sollte eine dauerhafte Schmerztherapie mit NSAR kritisch geprüft und individuell ärztlich begleitet werden. Alternative Ansätze wie physikalische Therapien, Bewegung, gelenkschonende Sportarten und eine entzündungshemmende Ernährung können helfen, die Medikamentenlast zu reduzieren und das Risiko für medikamentenbedingte Folgeerkrankungen zu minimieren. Homöopathie und Nahrungsergänzungsmittel wie Glucosamin und Chondroitin können unterstützend wirken, sollten aber immer in Absprache mit einem Facharzt angewendet werden.

Arthrose und Frührente: Wann ist das notwendig?
In schweren Fällen kann Arthrose so stark einschränkend sein, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, ihrer Arbeit nachzugehen. Insbesondere Berufe, die körperlich anstrengend sind oder langes Stehen und Gehen erfordern, können für Menschen mit Arthrose im Endstadium nicht mehr ausgeübt werden. In solchen Fällen kann es notwendig werden, über eine Frührente nachzudenken.
Die Entscheidung für eine Frührente aufgrund von Arthrose ist jedoch nicht leicht. Oftmals müssen Betroffene umfangreiche ärztliche Gutachten vorlegen, die die Schwere der Erkrankung und die damit verbundenen Einschränkungen belegen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit den Möglichkeiten der Rehabilitation und ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen, bevor der Schritt zur Frührente in Betracht gezogen wird.
Ein erfülltes Leben trotz Arthrose: Ganzheitliche Ansätze für mehr Lebensqualität
Arthrose ist eine weit verbreitete Gelenkerkrankung, die in jedem Alter auftreten kann und das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen kann. Trotz der Herausforderungen, die mit der Krankheit einhergehen, ist es möglich, ein hohes Alter zu erreichen und die Lebensqualität durch frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung zu erhalten. Konservative Maßnahmen wie Bewegung, Physiotherapie und Gewichtsreduktion sind zentrale Elemente der Therapie. Doch auch alternative Ansätze, wie der Einsatz von Homöopathie und Nahrungsergänzungsmitteln, können unterstützend wirken.
Schmerzmittel sollten mit Vorsicht eingenommen werden, da sie vor allem bei älteren Menschen erhebliche Nebenwirkungen haben können. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl medizinische als auch alternative Heilmethoden berücksichtigt, kann dazu beitragen, die Krankheit bestmöglich zu bewältigen und die Lebensqualität langfristig zu sichern.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
In diesem Abschnitt beantworten wir häufige Fragen rund um das Thema „Arthrose und Lebenserwartung“:
Beeinflusst Arthrose die Lebenserwartung?
Arthrose selbst verkürzt die Lebenserwartung in der Regel nicht direkt. Die Krankheit beeinträchtigt jedoch die Lebensqualität und kann Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes verstärken, die wiederum die Lebenserwartung beeinflussen können. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität zu erhalten und mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Kann Arthrose vererbt werden?
Ja, es gibt eine genetische Komponente bei Arthrose. Wenn in Ihrer Familie bereits Fälle von Arthrose bekannt sind, besteht ein erhöhtes Risiko, dass auch Sie an dieser Erkrankung leiden. Die genetische Veranlagung kann dazu führen, dass der Knorpelabbau schneller voranschreitet oder schon in jüngeren Jahren beginnt.
Kann man Arthrose vorbeugen?
Obwohl es keine sichere Methode gibt, Arthrose vollständig zu verhindern, können bestimmte Maßnahmen das Risiko verringern. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, das Vermeiden von Übergewicht und der Schutz der Gelenke vor übermäßiger Belastung oder Verletzungen.
Kann man Arthrose durch Ernährung beeinflussen?
Ja, eine entzündungshemmende Ernährung kann den Verlauf von Arthrose positiv beeinflussen. Lebensmittel wie Fisch, Nüsse und grünes Gemüse unterstützen die Gelenkgesundheit und helfen, Entzündungen zu reduzieren.
Wie schnell schreitet Arthrose voran?
Das Fortschreiten der Arthrose ist individuell unterschiedlich. Bei einigen Menschen bleibt die Erkrankung über viele Jahre stabil, während sie bei anderen schneller voranschreitet. Faktoren wie Lebensstil, genetische Veranlagung und das Vorhandensein anderer Gesundheitsprobleme beeinflussen das Tempo des Krankheitsverlaufs.
Welche Sportarten sind bei Arthrose besonders empfehlenswert?
Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga sind bei Arthrose besonders empfehlenswert, da sie die Gelenke entlasten und gleichzeitig die Muskulatur stärken, ohne die Gelenke übermäßig zu belasten.
Experte zum Thema:

Dr. Helge Riepenhoff
Spezialist für die Fachbereiche Prävention, Rehabilitation, konservative Behandlungsweisen und Leistungsdiagnostik.
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Quellen:
Stark gegen Schmerzen
Quelle:
- Turkiewicz, A., Neogi, T., Björk, J., Peat, G. & Englund, M. (2016). All‑cause mortality in knee and hip osteoarthritis and rheumatoid arthritis.
- Schmidt, M., Sørensen, H. T., & Pedersen, L. (2018). Diclofenac use and cardiovascular risks: series of nationwide cohort studies. BMJ, 362, k3426.
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